Re-Touch Neue Malerei aus Beirut
September 2013

Re-Touch Neue Malerei aus Beirut, Ayman Baalbaki, Said Baalbaki, Salah Saouli u.a. kuratiert von Charlotte Bank

Belts von Said Baalbaki
Klassische braune Ledergürtel schlängeln sich über die Leinwand, Gürtel pur. Schlicht und ergreifend sind sie Mahnung und Zuversicht zugleich. Der Gürtel ist nirgendwo arrangiert, er ist ohne Mensch und Kleidung allein für sich auf einer grau-braunen Fläche drapiert. Er erscheint wie aus dem Leben geworfen, zusammenhangslos, ohne Bestimmung liegt er im Bild.

Und doch entfaltet sich ein vielseitiger Assoziationskosmos. Gibt es die Menschen nicht mehr, die ihn trugen, brauchen sie ihn nicht mehr? Es könnten Uniformgürtel sein, die die Kleidung des Soldaten zusammen halten. Vielleicht sind sie tot. Oder gehören sie Zivilisten, die sich und ihrer Bekleidung Halt damit gaben ? Vielleicht sind auch sie tot, oder auf der Flucht, aus dem Gleichgewicht. Der Gürtel kann einzwängen, aber auch herausputzen, er kann zieren oder züchtigen. Wir sprechen vom Keuschheitsgürtel als Zeichen der Unschuld. Er verlieh der Göttin Aphrodite ihren Liebreiz. Aber es gibt auch die Gürtel der Schuld, Soldaten befestigen ihre Waffen daran, als Peitsche mißbraucht, kann er Rückgrate brechen.
Ein Gürtel umschlingt normalerweise unsere Körpermitte, die gibt es in diesen Bildern nicht, sie ist aufgelöst. Nur die Malerei gibt es, die ihre Mitte behaupten kann.
Die sprachlichen Assoziationen purzeln und doch bin ich sprachlos. Ein Bild. Ein Gürtel. Ein Kosmos.
cb

https://artlabberlin.wordpress.com