Eric Fischl und Niels Sievers
April 2014

Eric Fischl und Niels Sievers

Aus meinem Schreibtischstapel krame ich heute wieder das wunderbare Interview mit Eric Fischl aus der ZEIT vom 20.2.2014 hervor (DIE ZEIT N° 9, Feuilleton S.47). Wie sehr spricht er mir aus der Seele mit seinen Gedanken.
„Dass die Bilder etwas darüber erzählen, was es eigentlich heißt, auf der Welt zu sein. Über unsere Gefühle, unsere Sehnsucht, darüber, wie wir einander wahrnehmen.“ Zwei Fragen weiter sagt er: „Die Leute wollen Kunst sehen, aber sich nicht wirklich in sie hineinziehen lassen“.

Ich möchte ihm zurufen: „Ja, das sehe ich auch so.“ Und ich möchte ihm sagen, dass wir versuchen, genau solche KünstlerInnen auszustellen, keinen schön polierten Glitzerkram. Unsere erste Ausstellung mit Angelika Arendt gehörte dazu, aber auch unsere zweite mit Malerei von Niels Sievers „It’s all wrong“. Ich wünschte mir, Eric Fischl könnte die Arbeiten seines jungen Kollegen anschauen. Vielleicht finde ich einen Weg, ihm den Katalog zuzusenden, für den ich den Text geschrieben habe, denn er trifft denselben Nerv. Noch dazu bemühe ich die Poesie und die Romantik, die auch nicht gerade zum angesagten Gesprächsstoff gehören.
Hier ein kleiner Textauszug mit Gruß an Eric Fischl:

Dem Maler steht der Sinn nach Tiefgründigerem, und da ist dann doch wieder ein wenig Novalis: Seine Malerei soll uns eine Weite und einen Ort eröffnen, an dem wir uns mit uns selbst beschäftigen können. So erscheint die Nacht bzw. die Dämmerung als mögliches Angebot, vorübergehend einen Raum für mögliche Selbsterkenntnis zu betreten. Novalis spricht in seiner 2. Hymne von „unseliger Geschäftigkeit“(2) im irdischen Leben. Wie sehr trifft dies erst auf die Zeiten unseres Medienkonsums, ständig wachsender Anforderungen und Zumutungen und rasanter Beschleunigung sämtlicher Arbeits- und Lebensprozesse zu? Haben wir Offenheit und Raum für das ständig überforderte Ich nicht bitter nötig? Tagtäglich gehen wir bis an unsere Grenzen, aber ist uns das bewusst? Wann nehmen wir uns die Zeit, die Schwelle der Wirklichkeit bewusst oder unbewusst zu überschreiten und uns an Zwischenbereiche zu wagen? Wie oft hört man viel beschäftigte Menschen unserer Zeit damit prahlen, dass sie nur mit sehr wenigen Stunden Schlaf auskommen. Sie verkennen wie gut es sein kann, sich der Nacht hingebungsvoll zu überlassen, unseren Träumen, unseren Ängsten, unseren Hoffnungen, unserer Vergangenheit, unserer Zukunft. Die Nacht ist die Stunde der Dämonen und der Engel, beide gehören zum Leben und zur Kunst, jedoch ist für ihre Stimmen im lauten Alltagsgetriebe wenig Zeit. Sie bedingen sich gegenseitig, die Bedrohung macht den Wunsch nach beschützt werden erst möglich und umgekehrt. Uns von den Alltagsgesetzen zeitweise zu lösen und uns auf unsere inneren Welten einzulassen lautet die Zumutung. „Bei Heraklit lesen wir: ‚Für die Wachenden gibt es eine und allen gemeinsame Welt, im Schlaf aber wendet sich jeder zu seiner eigenen Welt ab‘.“ (3)…