Selfstorage – Matthias Stuchtey
August 2013

Ausstellung „selfstorage“ – Matthias Stuchtey

Arbeiten, die höchst eigenwillig und hochaktuell sind. Was bedeutet wohnen, Zuhause heute im Globalisierungszeitalter? Ein notdürftiges Aufbewahren eines Häufchens Mensch?

Trabantensiedlungen, Slums, Wuchern und Wachsen von Behausungen an Abhängen, auf illegal besetztem Land, in Feuchtgebieten, im Niemandsland. Isolierung von Menschen, die nach der Arbeit in ihre kleinen Wohnungen zurückkehren wie in einen standardisierten Käfig, einsam ohne soziale Anbindungen an den nächsten Käfig.

Der Hang zur Uniformierung von deutschen und weltweiten Wohnzimmern durch einen großen global agierenden schwedischen Möbelkonzern, preisgünstig, langweilig, funktionstüchtig, lieblos, entindividualisiert. Mittlerweile sitzen sie in Beijing am selben Schreibtisch wie in Stockholm, das ist Fortschritt.

So viel inhaltlicher Sprengstoff ruft für mich aus diesen Arbeiten, abgesehen von der künstlerisch-handwerklichen Qualität dieser Arbeiten. Zeit- und Sozialkritisches findet man in der aktuellen Kunst wenig, umso bemerkenswerter diese Position. Natürlich nicht vordergründig und pädagogisch angelegt, sondern aus der künstlerischen Haltung und Handschrift heraus, ergeben sich für mich wichtige Fragestellungen wie: Wie leben Menschen heute? Wie viel Miteinander und wie viel Vereinzelung gibt es, tut uns gut oder schadet uns, ist sie gewollt oder Teil eines gesellschaftlichen Prozesses?

Ich frage mich, wie diese Ausstellung wahrgenommen werden würde, wenn sie im NBK oder in den Kunstwerken gezeigt werden würde. Das ist das, was mich nachdenklich werden lässt, unsere Kunstszene ist organisiert wie unsere Gesellschaft, keine Durchlässigkeit, man geht in die Szenetreffs, wenn man dort nicht bekannt ist, wird man nicht wahr genommen. Es herrscht Standesdünkel und Grüppchenbildung.

Die Arbeiten von Matthias Stuchtey haben es verdient, dass auch ein angesagter Kurator von dem anderen Kunstplaneten seinen Fuß nach Tempelhof setzt.
cb

Galerie im Rathaus Tempelhof, Tempelhofer Damm 165, 12099 Berlin
Ausstellungsdauer: 9. August – 19. September 2013