Millionenpudel und das Perma-Smile
November 2013
Der Millionenpudel und das Perma-Smile
In einem Magazin, das ich nur so durchblättern will, stolpere ich über den neuesten Trend in Seoul: „Perma Smile“, ein Dauerlächeln, für das die Mundwinkel fixiert werden. Vielleicht ist das die angemessene Art, mit dem neuesten Auktionsergebnis von Jeff Koons „Balloon-Dog“ umzugehen. Mir gehen ja leider dabei die Mundwinkel nach unten, weil das Ganze mit Kunst nichts mehr zu tun hat, sondern nur noch mit Statussymbol, Investion und abwegigen Selbstdartsellerattitüden. Geworben wird vor der Auktion mit den Eigentümern der anderen Farbvarianten, das soll den Kick geben, zu diesem illustren Kreis dazu gehören zu wollen.
Die Kunst als Hort der Freiheit und des eigenen Denkens spielt überhaupt keine Rolle dafür. Sie ist ein Produkt wie ein Luxusauto, das entsprechend platziert werden muss. Sie ist einfach nur noch „Ein Millionenpudel“ . „Er steht für eine Kunst, die nichts mehr ist“, so der Untertitel von Hanno Rauterbergs Kommentar in der ZEIT vom 14.11.2013 N°47, Titelseite. Dieser Artikel ist sehr zu empfehlen, für alle, die noch an die Kunst glauben wollen, H. Rauterberg scheut sich nicht, mit Gerhard Richter oder Jeff Koons hart ins Gericht zu gehen. Da kommt dann wieder ein wenig Hoffnung auf und die noch nicht operierten Mundwinkel gehen nach oben. Ein kritischer Kommentar zum heutigen Kunstmarkt auf der Titelseite der ZEIT, wo sonst die aktuelle Tagespolitik unter die Lupe genommen wird, das gibt Hoffnung, dass doch noch nicht alles verloren ist. Dass es noch Menschen gibt, die Kunst nicht nach dem Preis, sondern nach nach ihrem ideellen Wert beurteilen. So freue ich mich einfach auf unsere Ausstellungen im nächsten Jahr, z.B. auf Angelika Arendt und das Buch, das wir mit ihr machen werden. Da kann ich dann einfach ein Berliner Lächeln aufsetzen, ohne Seouler OP.