Axel Anklam
März 2015
Axel Anklam “Kaskadenschaltung” im IG-Ausstellungsraum
Auszüge aus der Einführungsrede
……Aber was ist der Ausgangspunkt einer Anklamschen Skulptur ? Sein Professor an der Universität der Künste Tony Cragg sagt dazu: „Skulpturen entstehen im Atelier unter Anwendung verschiedener Techniken, basieren aber auf Ideen, Gefühlen, Emotionen, Stimmungen eine Mischung aus Methode und Wahnsinn.“ Das gilt auch für Axel Anklam, wobei für ihn die Natur und die Musik als wichtige Impulsgeber hinzukommen. Eine Landschaftswahrnehmung, bevorzugt sind es Berge, liefert häufig bei ihm die Initialzündung. Er reduziert seine Wahrnehmungen im künstlerischen Prozess auf eine klare Form, versucht, auf das Wesentliche der Struktur zu stoßen, eine Urform sichtbar zu machen.
Die weiße Arbeit „Summit“ ist ein Beispiel dafür, wie der begeisterte Bergwanderer Axel Anklam die Idee einer Bergspitze in eine Reduktion überführt, die organisch und abstrakt zugleich ist. Exemplarisch lässt sich an dieser Skulptur ein weiteres Geheimnis seines Arbeitsprozesses darlegen: Der Verlauf des Edelstahlgerüsts geht zurück auf einen Ring, der natürlich auf den ersten Blick nicht mehr erkennbar ist, der sich aber zurückverfolgen lässt. Es gibt auch Skulpturen, die auf zwei Ringe zurückgehen. Dieser für ihn sehr wichtige Kreisgedanke brachte ihn auf den Ausstellungstitel Kaskadenschaltung. Es geht ihm um einen universellen Kreislauf, etwas, das immer wieder an seinen Ausgangspunkt zurückkommt und von dort wieder seinen Lauf nimmt.
Für mich hebt sich Axel Anklam als zeitgenössischer Künstler von manchen seiner Kollegen ab, weil er sich in seiner Kunst so gar nicht unsere mediale Bilderflut zunutze macht. Es ist eher, als würde er einmal komplett den Stecker für uns ziehen wollen. In seinem elementaren Formenspiel will er uns vielleicht von allem Unnötigen, das teilweise auf uns einprasselt, für einen Moment befreien, um uns auf das Wesentliche einlassen zu können. Auch Zeitgeist, ein Hype, eine Mode scheinen bei ihm keine Rolle zu spielen, weil sie die Sicht auf die universalen Gesetze verstellen. Gerade Skulpturen in ihrer Körperlichkeit sind ein Gegenüber, das uns herausfordert und auch auf uns selbst zurückwirft.
Um auf das Zauberwort vom Anfang zurückzukommen, heißt das nicht nur, sich von der Klarheit und Ästhetik der Form seiner Skulpturen beeindrucken zu lassen, sondern auch, sich der Zusammenführung von Gegensätzen bewusst zu werden. Axel Anklams Arbeiten sind statisch und bewegt zugleich, sie sind transparent und blickdicht, er verwendet feste und flüssige Materialien, die vermeintlich harten Materialien wirken teilweise wie eine verletzliche Haut, die Formen öffnen und schließen sich. Und wie schafft man es, den robusten harten Edelstahl so leicht wirken zu lassen, als wäre er von einem sanften Windhauch in diese beschwingte Form gebracht worden und nicht durch körperliche Anstrengung ? Ein Beispiel hierfür ist das Modell der Boreaden, die Nachkommen des griechischen Gottes des Nordwindes Boreas, ein Kunst-am-Bau Projekt, das er für einen Krankenhausneubau in Stuttgart realisiert hat.
Schon Heraklit sah den Begriff Harmonie dialektisch: „Das Widerstrebende vereinige sich, aus den entgegengesetzten (Tönen) entstehe die schöne Harmonie, und alles Geschehen erfolge auf dem Wege des Streites“.
Ob wir als Betrachter uns zunächst von einem poetischen Ausdruck seiner Arbeiten auf der emotionalen Seite ansprechen lassen oder ob wir uns als Metallfacharbeiter oder Ingenieur eher dafür interessieren, in die Konstruktion einzusteigen, ist egal, im Idealfall ist es beides. Axel Anklam beherrscht sein Handwerk meisterhaft, doch das, was ihn antreibt, ist der von seinem Professor angesprochene Wahnsinn, die künstlerische Vision.
Mit den eigenen Worten des Bildhauers hierzu, entnommen einem 2013 geführten Interview, möchte ich schließen:
„Kunst ist Leben, das sich selbst betrachtet. Wenn einem Kunstwerk das gelingt, überdauert es die Zeit. Man versteht Homer auch nach 3000 Jahren noch…weil wir im Grunde immer noch dieselben sind wie damals.“